Sammlungen, Forschungen & Projekte

Notarurkunde zum Erwerb der für den Schulsaalanbau benötigten Fläche 1880

Am 15. Oktober 2021 erhielt der Förderkreis für seine Sammlung im Stadtarchiv Marktheidenfeld die für den Veräußerer Theodor Weippert ausgestellte Abschrift der Notarurkunde, mit der die Israelitische Kultusgemeinde Urspringen die für den Schulhausanbau benötigten Flächen erwarb. 1880/81 wurde der Neubau durch die Israelitische Kultusgemeinde, der damals Hona Löb Fränkel vorstand, verwirklicht.

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Rimonim aus Urspringen

Am 19. August 2021 sollten Rimonim aus Urspringen bei einem Auktionshaus in Jerusalem versteigert werden. Nach neuesten Informationen kam es nicht zur Versteigerung.

Rimonim sind verzierte Aufsätze auf die beiden Stangen der Tora. Die aus Silber gefertigten Aufsätze stammen aus der Werkstatt von Lazarus Posen, Frankfurt am Main. Gestiftet wurden sie 1892 von Bernhard und Betty Dillenberger aus Urspringen zur Ehre und Verherrlichung Gottes.

Siehe Auszug aus dem Versteigerungskatalog:    Rimonim Urspringen

Die Stifter sind auf dem Friedhof in Laudenbach bestattet

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Torben Stretz, Juden in Franken zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit, Die Grafschaften Castell und Wertheim im regionalen Kontext, Wiesbaden 2016

2021-09-06_154812In seinem bereits 2016 veröffentlichten Buch bietet Torben Stretz einen Überblick über die jüdische Siedlungsgeschichte in Franken mit dem Schwerpunkt der Grafschaften Castell und Wertheim. Die Beziehungen zwischen Juden, Gemeinden und der Obrigkeit werden eingehend analysiert. Neue und wichtige Ergebnisse auch für unseren Raum!

Juden in Homburg und Marktheidenfeld 15./16. Jahrhundert

Im Oktober 2020 hat Georg Schirmer, der Vorsitzende des Fördervereins Synagoge Laudenbach im Staatsarchiv Wertheim, Bestand G-Rep. 57/1 Judensachen 55, zwei für unseren Raum interessante Schutzbriefe aufgefunden:

13.06.1404 Graf Johann I. von Wertheim für den Juden Fifflin nach Homburg

10.05.1524 Graf Georg II. für den Juden Jacob nach Marktheidenfeld

Herzlichen Dank für diese Hinweise. Dies ist der früheste Beleg für Juden in Marktheidenfeld! Bisher 1573 – siehe unten!

Mit der Digitalisierung alter Zeitungsausgaben wird manches vergessene Ereignis wieder bekannt

Auf diese Presseberichte machte Martin Harth aufmerksam.

In Karbach kam es Ende 1851 zu einer Ausschreitung gegen die Familie von Löb Adler (1813-1887), bei der sein kleines Kind, Meier Löb Adler, zu Tode kam (6. Dezember 1851) und seine Frau Mina (Michle), geb. Karpf, kurz darauf an den Folgen verstarb (30. Dezember 1851). Über das Ereignis und die folgenden Gerichtsverhandlungen berichtet die Presse 1851 und 1852.

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Meier Löb Adler und Mina Adler wurden auf dem Karbacher Friedhof bestattet. Hier das Bild vom Grabstein der Mina Adler:

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Die Unruhen in Wiesenfeld und Laudenbach im Sommer 1866 hat Pfarrer Hans Schlumberger in seinem Vortrag am 28. November 2017 vorgestellt. Auch in Urspringen kam es wie an weiteren Orten zu Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung.

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Fränkische Zeitung (Ansbacher Morgenblatt) 7. Juni 1866, S. 3

Fränkische Zeitung (Ansbacher Morgenblatt) 7. Juni 1866, S. 3

 

1573: Der Jude Salomon aus Urspringen will sich im „Dorff Heydenfelt“ in der Grafschaft Wertheim niederlassen.

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Martin Harth hat auf einen Bestand im Staatsarchiv Wertheim aufmerksam gemacht (StAWt-G Rep 102 Nr. 311), in dem verschiedene Schreiben betr. Juden aufbewahrt werden. In dem vorliegenden Schreiben vom 19. Mai 1573 (Anfang) informiert der Rothenfelser Amtmann Hans Wilhelm von Riedern, dass der Jude Salomon von Urspringen aus dem Erzstift Mainz in das wertheimische Dorf „Heydenfelt“ übersiedeln wolle.

Dieses Schreiben ist die zweiälteste Überlieferung von Juden in Urspringen und legt die Anwesenheit von Juden in Marktheidenfeld nahe, auch wenn wir nicht wissen, ob die Ansiedlung 1573 gestattet wurde.

Neue Funde

Von unserem Mitglied Martin Harth, Marktheidenfeld wurden den Sammlungen des Förderkreises 2017 zwei äußerst interessante „Objekte“ zur Verfügung gestellt.

Der Schuhlöffel des Schuhhändlers Adolf Freimark, Marktheidenfeld

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Eine Rechnung der Firma „Gebrüder Heilner, Stuttgart“, vom 12. Februar 1914. Die Söhne des Urspringener Lehrers Aron Heilner waren die Gründer dieser seit 1863 bestehenden Firma.

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Justin Adler, der letzte Vorsitzende der israelitischen Kultusgemeinde in Urspringen (1906-1942)

Anlässlich des Dorfjubiläums „1000 Jahre Urspringen“ tauchten im Privatbesitz befindliche Dokumente zur jüdischen Geschichte auf. Mehrere Schriftstücke gehörten Justin Adler, der einen Handel mit landwirtschaftlichen Maschinen in Urspringen betrieb. Nach der Pogromnacht 1938 wollte er mit seiner Familie, seiner Frau Lina, geb. Schönfärber, (1901-1942) und seinen Kindern Manfred (* 1932) und Inge (* 1934), in die USA auswandern. Das abgebildete Schreiben aus Amerika vom 31. Oktober 1941 zerstörte jede Hoffnung. Die Familie wurde 1942 deportiert.

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Der Überseekoffer der Familie Hermann Landauer, Urspringen

Hermann Landauer (1892-1991) und seine Frau Hilda, geb. Adler, (1893-1942) waren nach der Pogromnacht 1938 entschlossen auszuwandern. Angeschafft wurde ein großer Überseekoffer und Literatur zur Auswanderung. Die Auswanderung gelang aber nicht. Beide wurden 1942 deportiert. In Urspringen blieb aber der Koffer, der bei einer befreundeten Familie untergestellt war. Dieser Koffer ist seit dem Dorffest 2015 in der Synagoge ausgestellt. Siehe Artikel der Mainpost vom 1. August 2015.

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Sammlungen

Seit ca. 1980 wurden von Dr. Leonhard Scherg umfangreiche Sammlungen von Dokumenten und Büchern zum Judentum, zur Geschichte der jüdischen Gemeinden des Landkreises Main-Spessart und Unterfrankens sowie zu jüdischen Familien angelegt.

Diese Sammlungen befinden sich im Archiv der Stadt Marktheidenfeld („Judentum“) und können dort eingesehen werden.

Die nicht in der Genisa-Ausstellung in der Synagoge präsentierten Objekte befinden sich im Depot des kreiseigenen Spessart-Museums, Lohr.

 

Forschungen

Die genannten Sammlungen sind Grundlage von zahlreichen Veröffentlichungen.

 

Projekte

Beschneidungsbuch David AdlerMohelbuch

Das Beschneidungsbuch (Mohelbuch) des David Adler aus Urspringen wurde im September 2008 vom Förderkreis Synagoge Urspringen mit Unterstützung der Kreissparkasse Main-Spessart aus dem Antiquitätenhandel erworben. Das Buch mit dem Taschenformat 17 x 12 cm ist in einen braunen Ledereinband gebunden, besteht aus 120 Blättern, von denen 97 beidseitig und ein Blatt (Titelblatt) einseitig beschrieben sind. Die Handschrift wird im Stadtarchiv Marktheidenfeld aufbewahrt.

Das Büchlein wurde von David Isaak Adler (1789  – 1855) angelegt und war zuletzt im Besitz seines Urenkels Justin Adler (geb. 1906; deportiert 1942), des letzten Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde in Urspringen. Das Beschneidungsbuch erfasst 366 Beschneidungen aus den Jahren 1813 bis 1854, aus Urspringen, Homburg, Karbach und den umliegenden Orten.

Martin Fränkel, der mit seiner Familie in Israel wohnt, dessen Wurzeln sich aber in Urspringen befinden, und seine Ehefrau Ronit bereiten zur Zeit eine Veröffentlichung des Mohelbuchs vor. Durchgearbeitet wurden bisher in einem ersten Durchgang alle Einträge. Ein großer Teil wurde bisher von  Leonhard Scherg mit den Einträgen in den Jüdischen Standesregistern im Staatsarchiv Würzburg verglichen. Vorgesehen ist die Veröffentlichung für 2019 in Zusammenhang mit dem Johanna-Stahl-Zentrum in Würzburg.

Das Fotobüchlein der Serry Adler

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album05Im Februar 2014 wurde der Fund eines Fotobüchleins bekannt, das im Museum von Majdanek aufbewahrt wird. Als Besitzer des Büchleins konnte Serry Adler (1925-1942) aus Urspringen ermittelt werden. Das 16jährige Mädchen wurde mit seiner Familie und mit zahlreichen Urspringener Bürgern (insgesamt 42 Personen) am 25. April 1942 von Würzburg aus deportiert. Das wohl 1940/41 entstandene Büchlein, dessen  Fotos vom Museum Majdanek dem Förderkreis Synagoge Urspringen zur Verfügung gestellt wurden, gewährt einen unmittelbaren Eindruck in die Lebensumstände von Serry Adler.

Hier mit Kommentaren:

Serry Adler Fotobüchlein

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Dieses Fotobüchlein stand im Mittelpunkt von Fernsehaufnahmen und eines Interviews von Dariusz Pawlos, dem Vorsitzenden der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung, mit Dr. Leonhard Scherg am 9. Mai 2016 in Warschau, bestimmt für den Film „Die Wächter der Erinnerung“.

Im Herbst 2016 fand ein Vortrag über dieses Büchlein zusammen mit der vhs Marktheidenfeld statt.